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Das Kino lebt: Kurzfilmwoche Regensburg startet

Blick auf den MariahilfbergGabriel Fieger und Amrei Keul feiern Premiere bei der KuFi 2023: Ihr erstes Festival als Leitungs-Duo. Wir wünschen den beiden viel Glück! Foto: Internationale Kurzfilmwoche Regensburg

Rollt die roten Teppiche aus, es flimmert wieder in den Regensburger Kinos: Am Donnerstag eröffnet die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg unter neuer Leitung. Knapp 300 Kurzfilme verteilt auf 40 Filmprogramme in vier Spielstätten bietet das Festival von 16. bis 26. März.

„Wir freuen uns total auf das Festival, das zugleich unsere Premiere ist“, sagt Co-Festivalleiterin Amrei Keul. Die Kulturwissenschaftlerin und der Filmfestival-Experte Gabriel Fieger haben die Aufgabe von Insa Wiese 2022 übernommen. Wiese hatte das Festival zwölf Jahre geleitet und die Regensburger Szene maßgeblich geprägt. Bevor sie sich nach München verabschiedete, mussten die beiden „Neuen“ ihr aber noch ein Versprechen geben: „Verliert nie das Punkrotzige von Regensburg.“

Für immer Punk...

Dieses Ehrenwort wollen Fieger und Keul für die KuFi halten, denn „genau das ist in unserem Sinn“, sagt der 30-jährige Gabriel, der bereits 2022 Projektleiter bei der Internationalen Kurzfilmwoche (KuFi) war. Das neue Leitungs-Duo hat ein klares Ziel für seine erste KuFi: „Wir wollen das Kino als Ort der Begegnung und als Ort für einzigartige Filmerlebnisse wiederbeleben“, sagt Gabriel Fieger. „Deswegen wird es heuer keine Hybrid-Edition geben.“ Zum Kern-Team der KuFi 2023 zählen außerdem Dorothe Just und Michael Fleig.

Beim Eröffnungskonzert weben Kontrovers und Kaamosydin ein Netz aus Klang und Bild. Foto: Internationale Kurzfilmwoche Regensburg

Eröffnungsfeier und Eröffnungsfilme

Ganz analog knallen die Sektkorken am Donnerstagabend bei der Eröffnungsfeier im Ostentorkino. Audiovisuell untermalt das Ensemble Polychrom bestehend aus der Geigerin Franziska Kiesel, dem Gitarristen Daniel Randlkofer (Pam Pam Ida) sowie dem VJ Johann Wellner die Feier. Ab 22 Uhr gehört die Bühne Kontrovers und Kaamosydin, die mit ihrem Ambient-Sound und darauf abgestimmten Live-Visuals ein sphärisches Geflecht aus Klang und Bild weben. Im Anschluss geht es weiter in der Kinokneipe.

Parallel zu den feierlichen Reden mit Sektempfang und Konzert im Ostentorkino gibt es in der Filmgalerie im Leeren Beutel ein nicht weniger feierliches Filmprogramm zu sehen, nämlich die Eröffnungsfilme um 19 Uhr und 22 Uhr.

"Belle River" ist Teil des Internationalen Wettbewerbs. Foto: BELLE RIVER

Die fünf Wettbewerbe

Herzstück der Kurzfilmwoche sind die fünf Wettbewerbe. Vom Kongo bis in den Iran – im Internationalen Wettbewerb konkurrieren 45 Filme aus über 2.000 Einreichungen aus aller Welt um den begehrten Hauptpreis des Bayerischen Rundfunks in Höhe von 5.000 Euro. Außerdem vergibt eine Nachwuchs-Jury, die Jury der Jungen, den Kurzfilmpreis der Stadt Regensburg in Höhe von 1.000 Euro.

Im Deutschen Wettbewerb gehen dieses Jahr 25 Filme ins Rennen. Zu gewinnen gibt es hier insgesamt drei Preise: den Candis-Preis für den besten deutschen Film, dotiert mit 1.500 Euro und gestiftet von der Ferdinand Schmack jun. GmbH, den Nachhaltigkeitspreis der REWAG und dem Stadtwerk.Regensburg ebenfalls in Höhe von 1.500 Euro, sowie den Max-Bresele-Gedächtnis-Preis in Höhe von 500 Euro für einen Film mit politischer Relevanz, dieses Jahr zum ersten Mal gestiftet vom Kunstverein Weiden e.V., welcher den Nachlass von Max Bresele verwaltet.

Nein, das ist nicht Bambi. Der Name des Films aus dem Regionalfenster lässt allerdings nichts Gutes vermuten für das Reh. Der lautet nämlich "Abgeschossen". Foto: ABGESCHOSSEN

Im Bayernfenster konkurrieren 17 Filme aus dem Freistaat um den FFF-Förderpreis, gestiftet vom FilmFernsehFonds Bayern in Höhe von 1.500 Euro, ebenso wie um den Nachhaltigkeitspreis.

Im Regionalfenster sind insgesamt 20 Filme aus der Oberpfalz und Niederbayern zu sehen, von denen zwei Filme den Regionalfenster-Preis in Höhe von je 500 Euro gewinnen können, gestiftet dieses Jahr zum ersten Mal vom Bündnis 90/Die Grünen – Stadtverband Regensburg.

Im Architekturfenster gehen insgesamt 14 Filme ins Rennen um den Architektufernster-Preis in Höhe von 1.500 Euro, gestiftet vom Architekturkreis Regensburg e.V., dem Treffpunkt Architektur Niederbayern-Oberpfalz der bayerischen Architektenkammer sowie der Schnitzer& GmbH.

Impression der Ausstellung Anthropocene von Lena Schabus Large. Foto: Lena Schabus Large

Das Sonderprogramm

Länderfokus Mexiko: Land der tausend Farben und Schärfegrade. Traumhafte Küsten, Heimat indigener Völker – Mexiko ist seit langem ein touristischer Sehnsuchtsort. Jedoch wird der kulturelle Reichtum des Landes nicht selten von traurigen Schlagzeilen über Drogen- und Bandenkriege oder gewaltsame Entführungen überschattet. In drei Filmprogrammen, einer Werkschau von Victor Orozco Ramirez und der Begleitausstellung DESAPARECIDO (dt. “Verschwunden”) von Gisela Carbajal und Felix Klee wagt die Kurzfilmwoche dieses Jahr einen Blick nach Mittelamerika. Welche Themen beschäftigen Filmschaffende in und aus Mexiko? Welche neuen und progressiven Stimmen sind zu vernehmen? In Anwesenheit zahlreicher Filmgäste werden die Veranstaltungen moderiert, Thematiken kontextualisiert und ein Raum des Austauschs mit dem Publikum geschaffen.

Themenschwerpunkt Anthropozän: Hochmut kommt vor dem Fall – unter diesem Motto und im Rahmen des Jahresthemas der Stadt Regensburg “Höhenflug” nimmt das Festival das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen, unter die Lupe. Drei Filmprogramme stellen das Phänomen der Hybris, der Selbstüberschätzung und des menschlichen Größenwahns anhand unseres Konsumverhaltens in allen Belangen dar und untersuchen unseren massiven Einfluss auf unsere Umwelt. Zudem ist die Begleitausstellung ANTHROPOCENE der Regensburger Künstlerin Lena Schabus im M26 zu sehen. Die Vernissage findet bereits am 15.03. um 19 Uhr statt und lädt alle ein, sich thematisch auf die Kurzfilmwoche einzustimmen.

Filme für die Party. Foto: CYBO

Krasse Party, spannende Werkschau und schräges Genrekino

Highlights: Die Eröffnungsfeier am 16. März mit anschließendem Konzert im Ostentorkino ist öffentlich und der Eintritt frei. Nach vier Jahren finden endlich wieder die Plattenfilme statt, ein absoluter Publikumsmagnet mit DJs, die Kurzfilme live vertonen. Und auch die Zündfunkparty – “die Mutter aller Parties” – kehrt wieder in den Leeren Beutel zurück und lädt am 18. März mit den DJs des Bayern2 Zündfunk zum abtanzen bis in die frühen Morgenstunden ein. Ein weiteres beliebtes Live-Event ist Poetry in Motion, bei dem Poet:innen Kurzfilme vor Ort mit eigenen Texten vertonen. Die Preisverleihung findet dieses Jahr in der Filmgalerie statt. Dort werden am 24. März die diesjährigen Gewinnerfilme gekürt und die insgesamt neun Preise von den Preisstiftern überreicht.

Get ready to Zündfunkparty am 18. März im Leeren Beutel. Foto: Internationale Kurzfilmwoche Regensburg

Midnight Movies, Donaublut & Co: Wer Lust auf spannendes bis schräges Genrekino hat, der ist bei den spät abendlichen Filmprogrammen bestens aufgehoben. Die Midnight Movies, Trash’n Fun, Sexy Shorts, Partyfilme und das Tanz & Musical-Programm versprechen gute Unterhaltung abseits des Mainstream und auch das sogenannte Donaublut steht wieder mit regionalen Filmen von Horror bis Mystery auf dem Programm.

Zu Gast: Eine weitere Werkschau gibt es über den Regensburger Filmemacher k.Schreier, der seit über 20 Jahren analoge Super8-Filme dreht und letztes Jahr bereits den Regionalfensterpreis mit seinem Film “Im Nebel” gewann. Außerdem sind wieder die Digital Fairy Tales zu Gast, die Märchen und Mythen aus der Oberpfalz neu erzählen, kuratiert von dem New Yorker Leo Kuelbs und Erika Eichenseer. Dieses Jahr zum ersten Mal zu Gast sind die Christoph und Stephan Kaske Stiftung und die neue musikzeitung, die einen filmischen Querschnitt aus 10 Jahren JukeBoxx NewMusic Award präsentieren, einem Preis für Musikvideos der Neuen Musik, der jährlich vergeben wird.

Kinder lieben Dinos. Deswegen ist der T-Rex auch der Protagonist in dem gleichnamigen Film aus dem Kinderprogramm.

Neues Format

Kinder- und Jugendprogramm: Ein neues Format ist das Impuls-Programm, welches sich an junge Menschen ab 12 und ab 16 Jahren richtet sowie an alle, die mit dem Format Kurzfilm bislang noch wenig Berührungspunkte hatten. Der filmische Querschnitt aus dem Festivalprogramm ist als gut verträglicher Einstieg in die Kurzfilmwelt gedacht. Die Programme sollen einerseits unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen, indem unterschiedliche aktuelle Themen wie Integration oder Genderidentität angesprochen werden. Für die Jüngsten ab 4 Jahren gibt es an beiden Wochenenden wieder das Kinderfilmprogramm für die ganze Familie zu sehen. Außerdem bietet die Medienfachberatung Oberpfalz mit ihrer Trickfilmwerkstatt zwei Workshops je ab 8 und 14 Jahren an. Auch Schulklassen können wieder verschiedene Sprach- und Themenprogramme buchen und das ganze Jahr über ins Kino kommen.

Tickets: Während des Festivals können Tickets & Dauerkarten an allen Spielstätten zu den Kassenzeiten erworben werden. Es wird ein Kontingent für Dauerkarten und Akkreditierte an der Abendkasse zurückgehalten.

KuFi-APP

KuFi-APP: Wer das gesamte Filmprogramm im Detail studieren möchte, findet dieses ab sofort unter www.kurzfilmwoche.de und den blauen Festivalkatalog ab Ende Februar in der Regensburger Innenstadt ausgelegt. Außerdem gibt es die praktische Kurzfilmwochen-APP zum kostenlosen Download mit allen Infos und persönlichem Filmplaner. Einfach den QR-Code scannen.

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Als Kind der 80er konsumierte das damalige Army Brat so ziemlich alles, was die Kinoleinwände zwischen der good ol’ Oberpfalz und Fort Knox so hergaben. LADY OSCAR, und DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER stellten die Weichen für ihr Berufsleben: Nach einem Volo frönte sie den Film- & Literaturwissenschaften in Berlin und arbeitete für verschiedene Medien.