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Foto: Joseph Strauch

Christian Huber: Ohne diesen Oberpfälzer wäre Böhmermann nur halb so lustig

Christian „Pokerbeats“ Huber ist Twitterkönig, Autor, Witzekünstler für Jan Böhmermann – und er kommt aus Schwandorf. Seine beiden Bücher „7 Kilo in 3 Tagen“ und „Alle anderen können einpacken“ haben sich Millionen Mal verkauft und wurden sogar von Netflix verfilmt. Inspiration für seine Satire ist für den Autor auch die alte Heimat – ob er irgendwann einmal in die Oberpfalz zurückkommt?

Dieses Weihnachten wird alles anders – außer dass Bastian Geschenke immer noch einpackt wie ein Dreijähriger mit Gipsarmen. Heiligabend wird er nicht zu Hause sein, zum ersten Mal: Antrittsbesuch im Haus seiner neuen Freundin! Das muss er seiner Mutter jetzt irgendwie schonend beibringen, damit der Haussegen nicht schief hängt. Leider hält ihn der Vater seiner neuen Freundin Karina für einen Volltrottel. Wegen einer kleinen Ungeschicklichkeit vor dem heimischen Aldi-Süd-Markt, begangen an einem bildschönen jägergrünen Jaguar-Oldtimer …“

„Alle anderen können einpacken“ knüpft da an, wo die Geschichte von Bastian in Christian Hubers erstem Teil der Weihnachtsgeschichte „7 Kilo in 3 Tagen“ endet: in den Tagen rund um das Fest der Feste. Was seitdem passiert ist? Beruflich wartet Bastian als Anfangdreißiger noch immer auf sein Go. Dass Fine, seine Ex, jetzt mit seinem großen Bruder Niklas zusammen ist, findet er mittlerweile schwer in Ordnung. Ansonsten ist es bei den Kollingers eigentlich wie immer vor Weihnachten: ein Kaffee hier, ein Likörchen da gegen den mörderischen Einkaufsstress. Karina hat Bastian vergangenes Jahr Weihnachten in der Heimat kennengelernt – und jetzt graut es ihm vor dem Antrittsbesuch am Heiligabend bei ihren Eltern (aus Gründen). Probleme türmen sich für Bastian aber nicht nur in Richtung Karina-Familie, auch bei seiner eigenen Sippe geht es drunter und drüber …

christian-huber_interview-weihnachtsgeschichte_portraet_3Christian Huber ist in der Oberpalz geboren, lebt und arbeitet aber inzwischen in Köln als freier Autor - unter anderem für Jan Böhmermann. Foto: Joseph Strauch

Oberpfalz Marketing: Christian, wo genau liegt eigentlich Schwarzendorf?
Christian „Pokerbeats“ Huber: Schwarzendorf so gibt es natürlich nicht. Der Ort ist erfunden, setzt sich aber aus meiner alten Heimat Schwandorf und Schwarzenfeld zusammen. Wer die Oberpfalz kennt und die Städte kennt, wird in meinem Buch auch viel wieder entdecken. Orte, Geschäfte aber auch Personen. Mich hat die Kindheit und Jugend in der Kleinstadt und auf dem Dorf geprägt. Vom Abhängen am Bushäuschen, kicken auf dem Bolzplatz über das Abklappern der drei Kaugummiautomaten zwischen Bäcker und Metzger. Aber natürlich ist in meinem Buch auch viel überspitzt und überzeichnet.

Und wieviel Christian steckt in Deiner Hauptfigur Bastian?
37,3 Prozent. Ungefähr. Bastian hat schon einige Charakterzüge, die ich auch an mir auszumachen glaube. Er trifft dumme Entscheidungen und tritt in Fettnäpfchen. Wie ich. Aber es ist auch spannend, wenn man eine Romanfigur geschaffen hat, wenn diese beginnt, ein Eigenleben zu entwickeln. Häufig handhabt Bastian Dinge auch anders, als ich sie machen würde. Eben, weil wir nicht dieselbe Person sind.

Warum muss man Dein neues Buch unbedingt gelesen haben?
Muss man nicht. Aber wenn man es liest, hat man auf alle Fälle einige Stunden Spaß vor sich. Ich denke „Alle anderen können einpacken“ ist für alle, die sich auf die Weihnachtszeit freuen und mal eine neue, moderne Weihnachtsgeschichte lesen möchten.

„Ich vermisse die Bodenständigkeit der Menschen, das bayerische Essen, das Bier und die Natur.“Christian "Pokerbeats" Huber

christian-huber_interview-weihnachtsgeschichte_cover_alle-andere"Alle anderen können einpacken" ist die Fortsetzung einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte. Der Vorgänger "7 Kilo in 3 Tagen" war schon ein Bestseller. Foto: Rowohlt Verlag

Wo feierst Du heuer Weihnachten?
Gott sei Dank schon bei meiner Familie. Das ist mir auch jedes Weihnachten das Wichtigste. Viel wichtiger als Geschenke oder sonst was. Die Zeit bei meiner Familie ist für mich wirklich Erholung.

Vermisst Du Deine alte Heimat manchmal ein bisschen?
Ja, tatsächlich sehr. Ich vermisse die Bodenständigkeit der Menschen, das bayerische Essen, das Bier und die Natur. Außerdem vermisse ich es, für meine bayrische Dialekt-Färbung nicht – wie von meinen Kollegen beim Neo Magazin Royale – gemobbt zu werden.

Dein Buch beziehungsweise die Hauptfigur Bastian offenbart ja einen gleichermaßen kritischen wie liebevollen Blick auf die alte Heimat. Ist das bei Dir auch so?
Man verklärt natürlich viel, wenn man lange von zu Hause weggegangen ist. Ich habe erst vier Jahre in Regensburg, dann sechs Jahre in Berlin und jetzt zweieinhalb Jahre in Köln gelebt. Ich wohne also schon mehr als mein halbes Leben nicht mehr zu Hause. Ich finde es wichtig, sich – trotz aller Heimatverbundenheit –, einen realistischen Blick zu bewahren, ja. Klar wird man nostalgisch, wenn man durch die alte Nachbarschaft schlendert und die Ecken sieht, wo man als Kind Lager gebaut hat. Aber es ist halt auch schade, wenn immer mehr örtliche Geschäfte schließen, weil sie mit den Internetangeboten nicht mithalten können oder keinen Nachfolger für den Betrieb finden.

Hast Du dich verändert, seit Du Deine Heimat verlassen hast?
Ich hoffe es. Aber ich hoffe auch, nicht zu sehr. Vor allem habe ich wahnsinnig viel dazugelernt, gerade was meine Arbeit als Autor angeht. Gerade in Köln und beim Neo Magazin Royale arbeite ich mit tollen Leuten zusammen. Jetzt, mit diesem erweiterten Horizont, wieder in die Kleinstadt zurückzugehen, ist natürlich auch reizvoll.

„Viele Freunde von mir leben inzwischen wieder hier, haben Haus und Kinder. Das will ich irgendwann auch.“Christian "Pokerbeats" Huber

Hat sich die Oberpfalz seitdem verändert?
Klar. Das ist auch gut. So schön Nostalgie ist, so wichtig ist Veränderung. Gerade für eine Region. Ich habe das Gefühl, dass die Oberpfälzer Gemeinden ganz clever modernisieren. Gerade was zum Beispiel in Steinberg passiert, finde ich super. Diese Kugel ist wirklich eindrucksvoll und das Drumherum scheint auch top zu werden.

Könntest Du dir vorstellen, irgendwann einmal in die Oberpfalz zurückzukommen?
Klipp und klar: Ja. Viele Freunde von mir leben inzwischen wieder hier, haben Haus und Kinder. Das will ich irgendwann auch.

Dein (oder Bastians) Tipp: Wie überlebt man Weihnachten mit der Familie?
Zurücklehnen und passieren lassen.

„Alle anderen können einpacken“ ist ja die Fortsetzung von „7 Kilo in 3 Tagen“. Dürfen wir uns vielleicht jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Bastian freuen?
Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Ich bin jetzt erstmal gespannt, ob den Leserinnen und Lesern „Alle anderen können einpacken“ gefällt.

Mehr Infos zu Christian "Pokerbeats" Huber

Christian Hubers Buch „7 Kilo in 3 Tagen“ war wochenlang in der Spiegel-Bestseller-Liste. Mit dem Team von Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ wurde der gebürtige Oberpfälzer unter anderem für die Goldene Kamera und den Deutschen Comedypreis nominiert. Unter dem Pseudonym „Pokerbeats“ führt Christian einen der beliebtesten Twitter-Accounts Deutschlands.

„Alle anderen können einpacken“ ist – genau wie der Vorgänger „7 Kilo in 3 Tagen“ – im Rowohlt Verlag erschienen | ISBN: 978-3-499-63419-2, 192 Seiten, 10 Euro

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Nina hat den Überblick: über die Inhalte auf unserer Website und unsere Social-Media-Profile. Wenn sie dann aber doch mal genug vom Digitalen hat, genießt sie die Schönheit der Oberpfalz ganz analog – am liebsten vom Wasser aus: Die gebürtige Ambergerin paddelt leidenschaftlich gerne auf dem SUP – zusammen mit ihren beiden Söhnen.

Christoph Aschenbrenner
Christoph Aschenbrenner
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Vierfacher Papa, Bassist einer FolkPunk-Band, Niederbayer und Geschäftsführer beim Oberpfalz Marketing – geht nicht? Geht doch! Das ist Christoph, der von 2008 bis 2021 hier den Laden geschmissen hat. Auch wenn er inzwischen andere Wege geht, bleibt die Oberpfalz immer sein "happy place".