Felix Schäffer beim Segeln
Foto: Yvonne Labedzki & Maurice Redmond DSMR

Nach dem SkateOFF ist vor dem SkateOFF: Danke Amberg-Sulzbach!

Stell Dir vor, es ist Skate Contest in Sulzbach-Rosenberg und die Besucher:innen machen es zu einem Fest für die ganze Familie, Skateboarder:innen reisen aus Franken und Tschechien an und am Ende tanzen Jung und nicht mehr so jung bei der Oberpfalz Underdog Aftershow Party im JuZ Hängematte. Und alle finden den Tag gut. Musste Dir nicht vorstellen, war nämlich so am Samstag.

Oberpfalz, da geht so einiges bei Dir in Sachen Jugend(sub)kultur. Wie groß, kreativ und motiviert die Szene in der Region tatsächlich ist, zeigte sich bei dem SkateOFF Skateboard Contest in Sulzbach-Rosenberg mit anschließender After Show Party im JuZ Hängematte am 20. Mai. Das Event lockte Nachbar:innen, junge Familien, Schaulustige, erfahrene und junge Skateboarder:innen, Kids sowie Omas und Opas zum Dultplatz. „Ich denke, dass wir heute schon so rund 300 bis 400 Zuschauer:innen hatten“, sagte Anita Kinscher von der KoJa Amberg-Sulzbach. Die KoJa Amberg-Sulzbach, veranstaltete das Event gemeinsam mit der Stadt Sulzbach-Rosenberg und Oberpfalz Marketing.

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Nicht nur die Teilnehmerzahl beim Contest, leider verletzte sich die einzige weibliche Teilnehmerin bei der Practice, war mit 19 Startern hoch, sondern auch das Niveau der Fahrer.

Kevin Fritsche fliegt über die Obstacles mit einem Hardflip Indy Grab vor Publikum. Der Amberger belegte Platz 4. Foto: Oberpfalz Marketing

Fahrer aus Tschechien, Bamberg & Selb

„Ich bin total überrascht von dem hohen Skate-Level, das die Teilnehmer hier haben“, sagt Head of Contest-Orga und ehemalige Bundestrainerin Sparte Skateboarding Yvonne Labedzki. Sie sei aufgrund der Größe und Alters des Parks davon ausgegangen, dass es ein kleiner, aber feiner lokaler Contest bleiben würde. „Und dann kommen plötzlich krasse Fahrer von überall her und machen nicht nur fette Tricks, sondern auch gleich noch meine Lieblingstricks, wie Boneless und Bennihana.“ Diese sind beide im besten Falle hoch und weit sowie sogenannte Old-School-Tricks, also aus der alten Schule, und daher absolute Hingucker.

Luis Borowski aus Amberg holt sich Platz 1 bei den Herren. Foto: Yvonne Labedzki

Amberger fliegt auf Platz 1

Die Fahrer selbst kamen aus allen möglichen Ecken der Region:  Weiden, Grafenwöhr, Amberg sowie dem Landkreis Amberg-Sulzbach. Aber auch von außerhalb der Oberpfalz kamen die Skateboarder angefahren wie etwa Tschechien, Bamberg und Selb.

Platz Nummer 1 und somit 150 Euro Preisgeld holte sich Luis Borowski aus Amberg. Borowski flog von Obstacle zu Obstacle, stand Melongrabs ins Flat, Kickflip über die Table oder auch einen Nolly One Foot. Wie Judge Hannes Roppert auf die Frage welche Tricks Lewis eigentlich machte, erwiderte: „Alle!“

Jakub Sedlaczek aus Tschechien belegte Platz 2. Foto: Yvonne Labedzki

Platz 2 belegte Jakub Sedlaczek aus Tschechien mit absolut cleanen und konstanten Runs, Kickflip to 50-50: kein Problem für ihn. Der junge Skater hatte über einen Social-Media-Post der Skatehalle Regensburg von dem SkateOFF erfahren. Die weite Anfahrt hat sich gelohnt für ihn, mit 100 Euro mehr in der Tasche ging es zurück nach Hause.

Ähnlich saubere Runs absolvierte Alex Kahlert und holte sich Platz 3. Der Bamberger fährt für Senior Skateboards und überzeugte die Judges Fabian Millies, Kilian Schöner und Hannes Roppert mit seinen Frontside 360’s sowie BS Kickfilp über die Hip. Begeistert vom allen Teilnehmern zeigten sich auch das Moderatoren-Team Fränz Rubenbauer und Dan Oppl.

Alle Teilnehmer in einem Bild: Was für eine tolle Crew! Foto: Yvonne Labedzki

Shredit-Fahrer Nummer 1 bei Kids

Aber nicht nur bei den Männern ging es höher, weiter, schneller, sondern tatsächlich auch bei den Kids U14. Mutig, schnell und vor allem mit so viel Rollfreude starteten Moritz Meister (12), Florian Talchgrieb (13), Morice Sell (12), Fabian Trümmer (12) sowie David Tauscher (7). Die fünf Jungs stellten klar, dass die neue Generation Skateboarder bereits in den Startlöchern steht. Vor allem Fabian Hümmer, der sich Platz 1 und ebenfalls 150 Euro Preisgeld holte,  punktete mit seinen 50-50’s. Der Zwölfjährige fährt für den lokalen Skateshop Shredit. Platz 2 belegte Florian Talchgrieb, Moritz Meister Platz 3.

Graffiti & Multimedia

Aber nicht nur Pros und die, die es mal werden wollen, konnten am Samstag über Rampen heizen. Denn die KoJa Amberg-Sulzbach hatte ihre mobilen Rampen für die ganz Kleinen aufgebaut und bot dazu Workshops an. Außerdem kamen die Workshops „How to Graffiti“ von Tizian Kick sowie „How to Skate-Video“ von Andi Hofstetter (Falsche Farm Ebermannsdorf) bei den Jugendlichen sehr gut an. 

Volles Haus in der Hängematte

Nach dem Contest ist vor der After Show Party: Trotz fantastischem Biergartenwetter füllte sich der Konzertsaal des JuZ Hängematte pünktlich zur Party mit vier Live-Bands. Come2gether aus Sulzbach-Rosenberg machten den Auftakt. Mit rockigen Cover-Songs heizten sie den Saal und die Menge auf sowie an. Nicht zuletzt bei ihren Soli zeigte sich das hohe Niveau der noch jungen Musiker:innen, die sich an der Musikschule in Sulzbach-Rosenberg kennengelernt haben.

SkateOFF 20. Mai Foto: Yvonne Labedzki

Heiß, heißer, am heißesten: Punk geht ab im Saal

Für die neue Band Soviet Space Dogs aus Regensburg war der Gig in der Hängematte bei Oberpfalz Underdogs einer ihrer ersten in dieser Formation, Newcomer sind die Grunge-Punker aber allesamt nicht. Der Gitarrist hatte sogar schon vor zehn Jahren mit seiner Band Rather Racoon in der Hängematte gespielt – und die Location in guter Erinnerung gehabt: „Ich habe mich voll gefreut, dass ich hier wieder spielen darf, wie geil!“, sagte Philipp. 

Soviet Space Dogs aus Regensburg in der Hängematte. Foto: Yvonne Labedzki

Bei Trio de Schanero wurde es dann richtig heiß – gefühlt wie tatsächlich. Temperature rising: Der Konzertsaal wurde mehr und mehr zur Sauna. Kein Wunder, spielen die Musiker aus Amberg und dem Landkreis Wave-Punk mit Surf-Elementen. Mit tiefsinnigen, teils düsteren Texten und surfigen Rhythmen sowie punkigen Einschlägen baten die Herren aufs Tanzparkett. Bei dem Song „Schampus und Kaviar“ gingen die Punks im Publikum ab.

Trio De Schanero auf der Bühne. Foto: Yvonne Labedzki

Bei Landslide Diary war dann der Siedepunkt erreicht, trotz brütender Hitze pogte und tanzte das Publikum zu Melodypunk, poppigen Emo-Hooks und knackiger Post-Hardcore-Rhythmik. Kein Wunder, dass Joshi von ZSK die Jungs im vergangenen Jahr mit auf Tour nahm. Absolut professionell und mit viel Spielfreude rundeten die Skate-Punks (wenn sie nicht ausschlafen hätten wollen, wären sie laut eigener Aussage beim Contest selbst gestartet) einen fantastischen Tag für die Jugend und Junggebliebene ab.  

Neues Live in Hängematte

Für die Hängematte markiert das After Show Konzert Oberpfalz Underdogs eine Art Wendepunkt oder gar einen Neustart: War die Hängematte einst eine über die Region hinaus bekannte Konzert-Location, ist es schon vor Corona sehr still geworden in dem Jugendzentrum. Doch das könnte sich jetzt Dank motiviertem Personal und neuen Team-Leadern ändern: „Das tolle Feedback, die Unterstützung seitens der Stadt sowie der reibungslose Ablauf des Oberpfalz Underdogs heute Abend sind ein super Ansporn für uns“, erklärt die pädagogische Fachkraft in der Hängematte Sandra Konopek.

Weder Sie noch Einrichtungsleiterin Jessica Graf hätten bislang die Chance gehabt, ein Konzert zu veranstalten. Doch nun gäbe es wieder alle technischen und organisatorischen Voraussetzungen, um neben dem offen Jugendtreff auch wieder regelmäßig Konzerte dort zu veranstalten. Dann ist der Weg nicht mehr weit, bis die Hängematte wieder Jugendliche aus ganz Bayern zu erstklassigen Konzerten in die Oberpfalz zieht.

Landslide Diary aus Regensburg brachten die Hängematte zum Kochen. Foto: Cindy Michel

Nach dem SkateOFF ist wünschenswerter Weise vor dem SkateOFF

Skateboarder:innen und etliche Sulzbach-Rosenberger:innen waren sich am Samstagabend beim Gespräch in der Hängematte einig: „Eine tolle Aktion für die Jugend, die unbedingt wiederholt werden sollte.“  Die Blaupause für den Contest, das notwendige Netzwerk sowie die Grafiken existieren schon mal…    

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Als Kind der 80er konsumierte das damalige Army Brat so ziemlich alles, was die Kinoleinwände zwischen der good ol’ Oberpfalz und Fort Knox so hergaben. LADY OSCAR, und DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER stellten die Weichen für ihr Berufsleben: Nach einem Volo frönte sie den Film- & Literaturwissenschaften in Berlin und arbeitete für verschiedene Medien.