Rollschuhe im Fokus bei einem Spiel des Rolling Ratpack
Foto: Bewegter Blick

Love, Skates & Roller Derby: Kerstin findet das große Glück

Kerstin steht auf ihren Freund Marc. Und auf Roller Derby. Für beides musste sie erst von Wien zurück in die Oberpfalz ziehen: 365 Tage Fernbeziehung reichten der Sozialarbeiterin und den Underground-Sport entdeckte sie nicht in der österreichischen Metropole, sondern in Regensburg.

23 Bezirke, 415 Quadratkilometer und zehn Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt – das ist Wien. Wo sonst sollte man also das beste Leben haben und all das finden, was einen glücklich macht, wenn nicht dort? „Wien war wirklich schön und die Zeit dort war gut, aber so richtig glücklich bin ich, seit ich wieder in Regensburg bin“, sagt Kerstin Behammer und streckt Marc ihre Bierflasche zum Prost entgegen. „Das will ich hoffen“, entgegnet dieser, lächelt und stößt mit seiner Freundin an.

Denn Marc war der ausschlaggebende Grund, warum Kerstin nach fünf Jahren in Österreich zurück in die alte Heimat gezogen ist. Sie hatte gerade ihr Studium abgeschlossen und war eigentlich auf Jobsuche in Wien, als sie spontan übers Wochenende nach Regensburg fuhr, um Freunde zu besuchen. „Wir waren damals auf einer dieser halblegalen Elektropartys in den Schenkerhallen. Dort schnorrt mich dann so ein Typ um eine Zigarette an“, sagt sie und stupst Marc an. Der grinst und erwidert: „Der Typ war ich.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Fast genau ein Jahr nach besagter Elektro-Feier mit schicksalsträchtiger Zigarettenpause und zig gegenseitiger Besuche später, zieht Kerstin zurück in ihre und Marcs Heimatstadt Regensburg. Die beiden wollten nichts überstürzen, Kerstin erst eine Arbeit sowie eine Wohnung in Regensburg finden, bevor sie den Schritt zurück in eine neue Zukunft wagte. Erstere fand die Sozialarbeiterin bei der Stadt und die Wohnung wurde eine WG mit alten Freunden, direkt in Marcs Nachbarschaft. „Das war perfekt“, erinnert sie sich. „Ich war auch froh wieder bei meiner Familie zu sein, die Möglichkeit zu haben, für sie da zu sein.“ Mittlerweile ist sie seit vier Jahren zurück in Regensburg, seit drei wohnt sie mit Marc zusammen im Osten der Stadt: „Wir haben es richtig schön hier, ich möchte es gar nicht mehr anders!“ 

Kerstin und Marc auf einem alten FotoDie Fernbeziehung gibt es nicht mehr. Mittlerweile leben Marc und Kerstin schon seit drei Jahren zusammen in einer Wohnung in Regensburg. Foto: Oberpfalz Marketing

Rat-Pack feiert in der Kinokneipe

Obwohl es nass und bitterkalt ist an diesem Abend im November sind die beiden nicht alleine im Biergarten der Kinokneipe im Regensburger Osten. Ganz im Gegenteil. Um die beiden hat sich eine Traube von Männern und vor allem Frauen geblidet, die kichern und trinken, plaudern und diskutieren – aber vor allem feiern sie. Und zwar das Rolling Rat Pack Regensburg, das wenige Stunden zuvor bayerischer Vizemeister wurde. Kerstin ist Teil des Teams.

Kennengelernt hat sie die Spielerinnen hier in der Kinokneipe. „Marc und ich waren ein Bier trinken und die Mädels hatten den Spaß ihres Lebens, obwohl sie ein Spiel verloren hatten. Das hat mir imponiert – und so bin ich kurze Zeit später zu einem Probetraining gegangen.“ Seit diesem Zeitpunkt ist sie Ratte aus Leidenschaft. So nennen sich nämlich die Spielerinnen des Rolling Rat Pack Regensburg.

An diesem Abend lassen die Frauen nochmal die Bayerische Meisterschaft, die sie ausgerichtet haben, Revue passieren und planen den morgigen Saunabesuch: „Wenn wir mit unseren vom Derby geschundenen Körpern und blauen Flecken da auftauchen, denken die Leute bestimmt wieder, dass wir geschlagen wurden“, sagt eine der Spielerinnen. Die anderen lachen. „Sind wir ja auch!“

„Wir planen die Welteroberung für das Jahr 2020.“Kerstin Behammer

Je später der Abend, desto besser die Ideen: „Wir planen die Welteroberung für das Jahr 2020“, sagt Kerstin. „Das ist ganz logisch, denn das Jahr steht im chinesischen Kalender im Zeichen der Ratte, was soll da noch schief gehen?“

Viele gute Gründe für die Oberpfalz

„Ich habe mich dafür entschieden, zurück in die Oberpfalz zu ziehen und könnte es mir heute gar nicht mehr anders vorstellen. Ich bin glücklich hier“, sagt Kerstin. Die Jahre in Wien habe sie sehr genossen und viele Erfahrungen gesammelt, nun sei sie aber froh, wieder bei ihrem Partner, Freunden und Familie zu sein. Das ist aber nicht alles. Denn auch die Stadt Regensburg überzeugt Kerstin. Nicht nur, dass Regensburg weltoffen sei, sondern auch die kurzen Wege, die Altstadt und auch die Mentalität wisse sie sehr zu schätzen.

Roller Derby Regeln

  • Rollerderby ist ein Vollkontaktsport für Frauen, der auf einer ovalen Bahn gegen den Uhrzeigersinn ausgetragen wird.
  • Dabei treten zwei Mannschaften auf Rollschuhen gegeneinander an, von je 14 Mitgliedern sind fünf auf der Bahn. Davon sind vier die „Blockerinnen“ und eine die „Jammerin“: Sie muss innerhalb von zwei Minuten die Gegnerinnen so oft wie möglich überrunden. Für jede überholte Gegnerin erhält sie einen Punkt. Die restlichen Spielerinnen versuchen die gegnerische Punktemacherin oder „Jammerin“ aufzuhalten oder ihre eigene zu unterstützen.
  • Legaler Körperkontakt begrenzt sich auf Hüften, Schultern und Vorderkörper. Illegal ist: Festhalten, Ellbogenschübe, Bein stellen und in den Rücken fahren.
  • Das Spiel dauert zweimal 30 Minuten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zum Glück (zurück)

Roller-Derby-Spielerin Kerstin Behammer ist Teil des Projekts „Zum Glück (zurück)“. In dieser 18-teiligen Serie stellen wir Oberpfälzer vor, die ganz bewusst nach einem Blick über den Tellerrand und einer Zeit außerhalb der Region zurückgekehrt sind.

Gefördert durch Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

+ posts

Als Kind der 80er konsumierte das damalige Army Brat so ziemlich alles, was die Kinoleinwände zwischen der good ol’ Oberpfalz und Fort Knox so hergaben. LADY OSCAR, und DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER stellten die Weichen für ihr Berufsleben: Nach einem Volo frönte sie den Film- & Literaturwissenschaften in Berlin und arbeitete für verschiedene Medien.