Felix Schäffer beim Segeln
Foto: Christoph Aschenbrenner

Abheben im Luftmuseum

In Amberg steht ein ganz besonderes Museum. Es widmet sich einer Materie, die man eigentlich weder sehen, noch schmecken, noch hören kann. Trotzdem ist sie überlebenswichtig: Luft. Im Luftmuseum können Kinder das Element hautnah erleben. Für unseren Oberpfalz-Entdecker Jakob genau der richtige Ort, um Luftschlösser zu bauen.

Jakob drückt auf einen silbernen Knopf. Ein leises Rauschen ist zu hören, es wird immer lauter und lauter, bis der Raum von einem mächtigen Getöse erfüllt ist. Es klingt, als würde ein gewaltiger Wirbelsturm um das Haus ziehen. Jakob nimmt seine Mütze ab und blickt nach oben in ein großes, schwarzes Loch. Der starke Luftstrom, der aus dem gebogenen, silbrigen Rohr herauskommt, bläst ihm die dunkelblonden Haare ins Gesicht. Der Elfjährige steht unter der wohl ersten und einzigen Luftdusche Deutschlands. Mitten in Amberg. Im Luftmuseum.

„Das ist die ideale Dusche, wenn man ein bisschen wasserscheu ist“, sagt Christine Lottner und lacht. Sie ist seit vielen Jahren Luftlehrerin und geht immer wieder mit Kindern auf Entdeckungsreise durch die insgesamt fast 650 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Nur ein paar Meter von der Luftdusche entfernt hängen große, blaue Behälter. Was das sei, will Jakob von Christine wissen. „Das ist unsere Luftbar!“ Die Luftexpertin dreht den Hahn am unteren Ende der Flasche auf. Mit einem lauten Zischen entweicht das durchsichtige Gas. „Hier kannst Du frische Luft zapfen …“

Der fliegende Teppich einen Ausstellungsraum weiter hat es Jakob besonders angetan. Mit lautem Dröhnen drücken die Luftmassen ihn in die Höhe. „Das ist ja cool“, sagt der Elfjährige und schaut neugierig unter den Teppich. Von ein paar Schnüren wird er am Wegfliegen gehindert. Im Raum nebenan steht ein weiteres ungewöhnliches Objekt. Zahllose Schläuche ragen aus etwas, das aussieht wie ein kleines Klavier. Sie enden in vielen bunten Plastiktüren. Wenn Jakob auf eine Taste drückt, bläht sich eine von ihnen an bisschen mehr auf. Plastiktütenorgel nennt sich diese Installation.

Auf insgesamt drei Stockwerken im sogenannten Amberger „Klösterl“ verteilen sich zahlreiche, teils skurril anmutende Exponate, Installationen und Alltagsgegenstände. Entworfen und gebaut wurden viele von ihnen von Wilhelm Koch, dem Gründer des Luftmuseums. Alle Ausstellungsstücke haben etwas gemeinsam: sie sollen Luft (be)greifbar machen.

Kein leichtes Unterfangen, schließlich kann man Luft weder sehen noch schmecken noch hören. Außer in Amberg. 2006 gründet der Luftbildhauer Koch das Luftmuseum in der Engelsburg – finanziert aus Spendenmitteln. Es ist zumindest in Europa einzigartig. Seitdem weht in der Vilsstadt ein anderer Wind. Den Einheimischen ist das Thema „Luft“ in den vergangenen Jahren immer mehr ans Herz gewachsen. 2009 wurde man sogar zum Luftkunstort ernannt. Das steht auch auf dem großen gelben Ortsschild, das vor den Museum auf dem Eichendorfplatz aufgestellt. Zahlreiche Sonderausstellungen und Veranstaltungen wie die Luftnacht oder das Luftboottreffen sorgen dafür, dass dem Museum nicht die Luft ausgeht. 

Oben im zweiten Stock sausen kleine Bälle in einem gläsernen Kasten auf und ab. „Wer als erster acht hat, hat gewonnen“, ruft Jakob fröhlich. Er steht neben Luftlehrerin Christine am sogenannten Luftflipper. Wie wild drücken sie auf die kleinen Hebel. Die beiden Bälle im Inneren hüpfen auf dem Luftstrom die schräge Fläche nach oben. Derjenige, dessen Ball als erster oben ankommt, hat gewonnen. Triumphierend streckt der Elfjährige die Faust in die Luft. Diese Runde geht an ihn.

Jakobs Geheimtipp

„Wenn Ihr ins Luftmuseum kommt, solltet Ihr auf alle Fälle auch im ,Fliegenden Klassenzimmer‘ vorbeischauen“, sagt Jakob. Christine und ihre Luftlehrer-Kolleginnen denken sich hier immer wieder tolle neue Experimente aus, damit Kinder sich dem Thema Luft kreativ und in all seinen Facetten nähern können. Hier werden Luftschlösser gebaut, Papierflieger gefaltet und Luftballons getunt. Auch Führungen können dazu gebucht werden. Die Luftlehrerinnen erkunden dann zusammen mit den Kindern das Museum und haben viele spannende Erklärungen parat. Ihr solltet euch aber in jedem Fall rechtzeitig vorher ankündigen, um sicherzugehen, dass das „Fliegende Klassenzimmer“ auch geöffnet hat.

Führungen

Führungen sind nach Vereinbarung, auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Anfragen (mind. 14 Tage vorher) laufen über ein Onlineformular. Dauer der Führung: 90 Minuten

Das fliegende Klassenzimmer

Im „Fliegenden Klassenzimmer“ entwickeln die Luftlehrerinnen spielerisch, kreativ und facettenreich Themen für Kinder und Jugendliche rund um das Thema Luft. Falls gewünscht können für Führungen und Demonstrationen angefragt und dazugebucht werden, siehe oben.

Kindergeburtstage im Luftmuseum

Es gibt für die Kinder eine kurzweilige Führung durch eine Luftlehrerin im Luftmuseum mit kleiner Bastelarbeit im „Fliegenden Klassenzimmer“, Gesamtdauer: max. 2 Stunden. Kindergeburtstage müssen mindestens zwei Wochen vorher angefragt werden. Der Termin wird dann von einer Luftlehrerin abgestimmt bzw. bestätigt.

Öffnungszeiten sowie die aktuellen Eintrittspreise findest Du hier: www.luftmuseum.de

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Nina hat den Überblick: über die Inhalte auf unserer Website und unsere Social-Media-Profile. Wenn sie dann aber doch mal genug vom Digitalen hat, genießt sie die Schönheit der Oberpfalz ganz analog – am liebsten vom Wasser aus: Die gebürtige Ambergerin paddelt leidenschaftlich gerne auf dem SUP – zusammen mit ihren beiden Söhnen.