Museumsfoyer mit Löwe
Foto: Hans Bauer; bauer.com

„Barock! Bayern und Böhmen“ im Bayern-Museum

Für die gemeinsame Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/24 zeichnen das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg und das Nationalmuseum Prag ein opulentes Bild jener Epoche.

Kostbare Originalexponate aus Tschechien, Deutschland und dem übrigen Europa machen die Vielfalt und den Reichtum einer Zeit großer Leidenschaften sichtbar. Sie zeigen den Glanz ebenso wie die Abgründe, den schönen Schein der Illusion ebenso wie die Bühnenmaschinerie, die alles am Laufen hält. Das barocke Spektakel umfasst schließlich alle Lebensbereiche, bezieht alle Stände mit ein und überwindet nicht nur Landes-, sondern auch die Konfessionsgrenzen: alles Barock!

Es ist eine Geschichte von Krise und Wiederaufbau: Am Anfang steht die Tragödie des Dreißigjährigen Krieges. Bayern ist einer der großen Spieler, erkämpft für den Habsburger Kaiser Böhmen und gewinnt die Kurfürstenwürde. Am Altstädter Ring in Prag wütet das kaiserliche Strafgericht. Böhmen muss wieder katholisch werden. Bayern ist über Jahrzehnte Kriegsgebiet und zählt am Ende zu den Verlierern. Nach der Katastrophe geht es um den Wiederaufbau. Seine Form findet er im Barock – in Böhmen wie in Bayern.

Aus den Verwüstungen entsteht ein gemeinsamer Kulturraum: Bauboom herrscht in beiden Ländern. Der Barock wird zelebriert. Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung in Regensburg und Prag vermittelt mit über 150 hochrangigen Originalen vorwiegend aus beiden Ländern die Vielfalt und den Reichtum einer Epoche großer Leidenschaften, von Abgründen und Illusionen, Himmel und Hölle.

Für die gemeinsame Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/24 zeichnen das Haus der Bayerischen Geschichte und das Nationalmuseum Prag ein opulentes Bild jener Epoche. Die Ausstellung wird von 10. Mai bis 3. Oktober 2023 im Donausaal des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg und ab 8. Dezember 2023 bis 8. Mai 2024 im Nationalmuseum im Herzen Prags präsentiert.

Albrecht Wenzel Eusebius von WallensteinDas Kniestück zeigt den Feldherren in autoritärer Pose. Gekleidet ist er in einen einfachen Militäranzug (vermutlich ein ledernes Koller) mit modischem französischen Spitzenkragen und roter Offiziersschärpe, unter der die Kette des Ordens vom Goldenen Vlies sichtbar wird. In der Rechten hält Wallenstein den Kommandostab. Die angedeutete Schlachtszene im Hintergrund lässt den kriegerischen Kontext deutlich werden. Foto: Ondřej Přibyl

Wallenstein kommt nach Bayern

Für die Landesausstellung kommt der berühmteste Feldherr des Dreißigjährigen Kriegs nach Bayern: Wallenstein wurde bewundert und gefürchtet. Nun wird eines seiner bekanntesten Porträts aus Prag in der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“ gezeigt. Normalerweise hängt es im riesigen frühbarocken Wallenstein-Palais zu Füßen der Prager Burg. Heute befindet sich dort der Sitz des Tschechischen Senats.

Geschichtlicher Hintergrund

„Wallenstein kommt nach Regensburg“ – diese Schlagzeile hätten sich manche Zeitgenossen gewünscht. Der böhmische Adelige Albrecht von Wallenstein (1583-1634) erlebte als Kriegsunternehmer und kaiserlicher General einen kometenhaften Aufstieg. Gemeinsam mit bayerischen Truppen konnte er 1632 bei Nürnberg und Lützen sogar den Schwedenkönig Gustav besiegen. Doch als die schwedischen Truppen im Herbst 1633 erneut in Bayern einfielen und sogar die feste Reichsstadt Regensburg eroberten, hielt Wallenstein seine Truppen im böhmischen Winterquartier zurück und leistete den Bayern kaum Hilfe. Alles Flehen des bayerischen Kurfürsten und sogar des Kaisers blieb umsonst. Spielte Wallenstein gar das Spiel des Feindes? Seine Gegner in München und Wien scheinen damals zu dieser Auffassung gelangt zu sein. Jedenfalls wurde Wallenstein am 26. Februar 1634 in Eger von einer Gruppe kaisertreuer Offiziere brutal ermordet. Ende einer großen Karriere. Nun wurde der Schwerpunkt der Kriegführung nach Süddeutschland verlegt. Im Juli 1634 eroberten kaiserliche und bayerische Truppen Regensburg zurück und in der Schlacht bei Nördlingen im September 1634 gelang es, die schwedischen Truppen zu besiegen – vorübergehend. Denn der Krieg sollte noch vierzehn lange Jahre weitergehen.

Krieg, Macht und Intrigen

Der Barock brachte dann nicht nur Kunst in das Land, sondern als eine Art Wiederaufbau-Plan Beschäftigung, Geld und vor allem Hoffnung, in Bayern wie in Böhmen. Auch das zeigen Nationalmuseum Prag und Haus der Bayerischen Geschichte in ihrer gemeinsamen Landesausstellung.

Geschichtlicher Hintergrund

Am 25. Februar 1623, genau vor 400 Jahren, fand ein politischer Krimi im Regensburger Bischofshof sein vorläufiges Ende: Herzog Maximilian von Bayern wurde im feierlichen Zeremoniell zum Kurfürsten ernannt. Der Kaiser persönlich überreichte ihm Kurhut und Hermelinmantel, Maximilian leistete den Treueeid und küsste das Reichsschwert.

Seit er 1593 Herzog von Bayern geworden war, hatte er mit aller Kraft für dieses Ziel gearbeitet. Innerhalb weniger Jahre machte er aus dem heruntergewirtschafteten Herzogtum Bayern einen der modernsten und bestorganisiertesten Staaten der christlichen Welt. Rücksichtslos hatte sich der Herzog mit dem Bischof von Passau und sogar mit dem Erzbischof von Salzburg angelegt und deren Untertanten den lukrativen Salzhandel entzogen. Ostbayerischen Adeligen nahm er das Weißbiermonopol. Auf diese Weise vervielfachte Maximilian seine Staatseinnahmen. So konnte er sich ein schlagkräftiges Heer leisten, das 1620 in Böhmen einfiel und dem Habsburger Kaiser das reiche Land zurückeroberte. Die Böhmen hatten sich zuvor einen Pfälzer Wittelsbacher zum König gewählt, den Maximilian, obwohl mit ihm eng verwandt, um die Königskrone und dann auch die Kurwürde brachte.

Der neue Kurfürst führte im Dreißigjährigen Krieg die katholische Liga. Seine Begeisterung für die katholische Sache grenzte an religiösen Fanatismus. Auf dem Kriegszug nach Prag begleitete ihn als enger Berater der spanische Karmelit Pater Dominicus a Jesu Maria, der mit seinen Gefährten die katholischen Soldaten mit dem Schlachtruf „Sancta Maria“ zum Sieg peitschte. Um ihn ranken sich Legenden von Visionen und Wunderheilungen. 1641 wurde seinem Orden, den Unbeschuhten Karmeliten, im protestantischen Regensburg ein Kloster gegründet. Der Kaiser persönlich legte den Grundstein. Bis heute verwahrt es den Wanderstab des Dominicus, der in der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung erstmals präsentiert wird. Ein zeitgenössisches Flugblatt zeigt Dominicus mit einer angeblich von Bilderstürmern geschändeten Ikone, die als Santa Maria della Vittoria Symbol des Sieges über die mehrheitlich protestantischen Böhmen in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag wurde.

Ebenfalls aus Prag stammt das Zaumzeug des bayerischen Herzogs und Kurfürsten, das so orientalisch anmutet, dass es lange als Teil der Türkenbeute galt. Der asketische Maximilian hatte also durchaus auch eine weltliche Ader. Seinen Untertanten ist im Laufe des Dreißigjährigen Kriegs die Freude über den Aufstieg Bayerns und seines Herrschergeschlechts aber vergangen. In den 1630er- und dann noch einmal in den 1640er Jahren verheerten Schweden und Franzosen das Land. Besonders betroffen war die Oberpfalz. Man geht heute davon aus, dass über die Hälfte der Einwohnerschaft Krieg und Seuchen zum Opfer fiel. Ganze Ortschaften waren entvölkert wurden teilweise auch nicht mehr wiederbesiedelt.

Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/2024

Haus der Bayerischen Geschichte Regensburg | Donausaal
Laufzeit: 10. Mai bis 3. Oktober 2023 Dienstag bis Sonntag von 9.00 bis 18.00 Uhr

Nationalmuseum Hauptgebäude Prag | Sonderausstellungsräume
Laufzeit: 8. Dezember 2023 bis 8. Mai 2024

Eintrittspreise (Regensburg)
Erwachsene: 12,00 Euro (Der Besuch der Dauerausstellung ist am selben Tag inbegriffen).
Ermäßigt: 10,00 Euro (z. B. Senioren, Schwerbehinderte, Gruppen ab 15 Personen)

Eintritt frei: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Schüler im Klassenverband und Studierende bis 30 Jahre, sowie Mitglieder des Freundeskreises Haus der Bayerischen Geschichte

Mehr Infos >>>

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