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Freude bei Lamberts: Manuelle Glasfertigung wird Kulturerbe

tirschenreuth_wirtschaft_lamberts_glasblaeserEcht-Antikgläser, Restaurationsgläser und vieles mehr wird bei Lamberts noch nach traditionellen Glasmachermethoden hergestellt Foto: Lamberts

Die Manuelle Glasfertigung wurde von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Das Traditionshandwerk wurde von sechs europäischen Staaten nominiert. Auch in der Glashütte Lamberts im Landkreis Tirschenreuth lebt die Tradition bis heute weiter.

Die Manuelle Glasfertigung ist von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt worden. Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien, Ungarn und Deutschland haben gemeinsam das traditionelle Handwerk für die Aufnahme in die UNESCO-Liste nominiert.

„Geduld, Kreativität und Teamwork zeichnen die Manuelle Glasfertigung aus. Ich freue mich, dass die UNESCO die beeindruckende schöpferische Kraft dieses Handwerks ausgezeichnet hat. Die Gemeinschaft der Glasmacherinnen und Glasmacher bewahrt diese besondere Handwerkstradition mit einem beeindruckendem Engagement. Ich bin überzeugt, dass ihr Wissen und Können der Menschheit noch lange erhalten bleiben wird“, sagt der Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission Christoph Wulf.

Tradition soll bekannter gemacht werden

Die Manuelle Glasfertigung beschäftigt sich mit der Formgebung und Gestaltung von heißem und kaltem Glas. Bereits in vorchristlicher Zeit entstanden die ersten Glashütten in Deutschland, Frankreich und Spanien. Im frühen Mittelalter verlagerte sich die Produktion in Regionen mit reichlich Holz- und Sandvorkommen, den damals wichtigsten Rohstoffen für die Glasherstellung.

Glas wird bei Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius geschmolzen und ist nur für kurze Zeit formbar. Bei der Herstellung von Hohlglas blasen die Handwerker:innen eine kleine Kugel aus heißem, zähflüssigem Glas mithilfe einer Pfeife auf und formen sie durch Drehen, Schwenken und die Bearbeitung mit traditionellen Werkzeugen. Für die Produktion von Flachglas wird das heiße Ausgangsmaterial zu einer Walze gestreckt und weiterverarbeitet.

„Für die Anerkennung der Manuellen Glasfertigung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit sind wir unendlich dankbar“, sagt Rainer Schmitt von der Glashütte Lamberts. „„Sie ist eine wegweisende Auszeichnung für die Träger:innen dieser traditionellen Handwerkspraxis und für uns Ansporn, diese Tradition weiter zu erhalten und bekannter zu machen. In den kommenden Jahren planen wir gemeinsam mit den Partnern der anderen Bewerber-Nationen internationale Projekte zur Erhaltung der Manuellen Glasfertigung.“

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Glasmacher:innen sind international vernetzt

Handgearbeitetes Hohlglas ist für hochwertige Serienproduktionen, Design, die Fertigung von Prototypen und technische Spezialanwendungen bis heute unverzichtbar. Mundgeblasenes Flachglas wird für Restaurierungsarbeiten, aber auch in Architektur und Kunst verwandt. So haben etwa Marc Chagall, Gerhard Richter und Neo Rauch Werke mithilfe dieser traditionellen Handwerkskunst geschaffen.

Das komplexe Wissen über die Manuelle Glasfertigung wird in Deutschland nur noch von wenigen Menschen bewahrt und weitergegeben. Die Glasmacher:innen sind international eng vernetzt. Glashütten aus ganz Europa haben sich an der Nominierung für die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes beteiligt.

Hintergrund

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Die UNESCO unterstützt den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt gelebter Kultur seit 20 Jahren. Das Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes wurde 2003 von der Generalkonferenz der UNESCO in Paris verabschiedet. Bis heute haben 181 Staaten den Vertrag ratifiziert. Deutschland gehört der UNESCO-Konvention seit 2013 an.

Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen des Immateriellen Kulturerbes der Vertragsstaaten können für eine von drei internationalen UNESCO-Listen vorgeschlagen werden. Rund 700 Bräuche, darstellende Künste, Handwerkstechniken und Formen des Naturwissens aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und die Praxis des Modernen Tanzes in Deutschland.

Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die UNESCO-Listen. Das Gremium setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten der Konvention zusammen, darunter Deutschland. 

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