Sven und Sabine sitzen an der Lauterach
Foto: Bewegter Blick

So geht Dolce Vita in der Bayerischen Toskana

Sie lieben Pasta, das Meer und italienisches Design: Demnach hätten Sven Hindl und seine Frau Bine von München aus weiter gen Süden ziehen müssen. Sind sie aber nicht. Ihren Herzensort fanden sie nämlich in der Toskana der Oberpfalz – dem Amberg-Sulzbacher Land. Dort genießen sie in einem sanierten Altbau das süße Leben.

Den Rosmarinzweig hat sie schon abgeschnitten, Rucola und Thymian ebenso. Jetzt fehlt nur noch der Salbei. Barfüßig tippelt die Frau durch den verwinkelten Garten vorbei an blau strahlenden Natternköpfen, hochgewachsenem Johanniskraut, rotköpfiger Echinacea und duftendem Lavendel. Auf einer der violetten Blüten fläzt eine dicke Raupe. Und frisst. Bine bückt sich nach ihr. Dass sich dabei ihr Sommerkleid im benachbarten Rosenbusch verheddert, stört sie nicht. „So ist das immer mit meiner Frau. Sobald sie irgendein Insekt sieht, bin ich völlig vergessen“, sagt Sven Hindl und zeigt lachend mit dem Kochlöffel auf sie. „Hallo, liebste Ehefrau, die Pasta wartet auf den Salbei.“

In der schmalen Küche des alten Austragshäuschens im Lauterachtal brutzelt schon Butter in der Pfanne, die Nudeln köcheln gemächlich vor sich hin. „Wir haben jetzt fast alles für das Abendessen aus unserem eigenen Garten geholt“, sagt Bine und brät dabei den Salbei an. „In München wäre das undenkbar gewesen. Ne, alles hier wäre in München undenkbar gewesen“, ergänzt der gebürtige Amberger Sven und blickt sich in seinem Haus um. 16 Jahre haben die beiden in der bayerischen Landeshauptstadt gelebt, bevor sie ihr für immer „Pfiat di“ gesagt haben.

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Horrormieten sowie die weiten Wege in der Großstadt haben die beiden zunehmend genervt und der Wunsch nach einem eigenen „eingelebten“ Haus, das sie ihren Vorstellungen entsprechend gestalten können, wurde immer größer. Also machten sie sich auf die Suche nach einer passenden Immobilie – und zwar in der Oberpfalz. „Dass wir zurück in die alte Heimat ziehen würden, war für uns das Natürlichste auf der Welt“, erinnert sich Bine, die in Mendorferbuch und Amberg aufwuchs. „Wir haben ja immer die Verbindung zu Familie und Freunden gepflegt und auch jobtechnisch war der Rückzug für uns kein großes Problem.“ Schneidermeisterin Sabine fand schnell eine Anstellung als Design Assistant bei einem Herrenmodenhersteller und Sven, als selbstständiger Manager großer Sportevents, plante, organisierte und arbeitete mit seiner Agentur Wechselszene GmbH schon immer im Home Office oder eben direkt am Veranstaltungsort.

Liebe auf den ersten Blick

Fehlte nur noch das lang ersehnte Häuschen zum Rückkehrer-Glück: Das fanden die beiden im Lauterachtal im südlichen Landkreis Amberg-Sulzbach. „Das Ding war eine Ruine, aber Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Sven an die Besichtigung. „Ich wusste genau, wie es einmal aussehen würde.“ Binnen einer Woche kauften die beiden den Altbau und sanierten ihn in gerade mal zehn Monaten.

„Es war schon hart, aber wir wollten es ja so“, gesteht Bine. „Uns war es ein großes Anliegen unser neues Heim selbst mitzugestalten.“ Sven, als gelernter Versorgungstechniker übernahm viele Bauplanungen und Sabine kümmerte sich um das Design. Ihre Einrichtungsgegenstände fanden die beiden oftmals auf Reisen, die handgemachten Fliesen in der Küche stammen aus Frankreich und Spanien, die im Badezimmer aus Italien.

„Es ist nicht nur das Haus, sondern auch der Ort. Der ist wie gemacht für uns, ein Genuss-Ort eben.“Sven Hindl

Nach dem Essen wechseln die beiden für ein Glas Wein im Sonnenuntergang auf die Terrasse hinter das Haus. „Es ist nicht nur das Haus, sondern auch der Ort. Der ist wie gemacht für uns, ein Genuss-Ort eben“, schwärmt Sven. „Die Gegend nennt man ja nicht umsonst Toskana der Oberpfalz.“ Es gäbe auch schon einige Parallelen zwischen den beiden Regionen, überlegt Bine. „Und wenn uns doch mal etwas mediterranes Flair fehlt, dann kann man sich das auch schaffen, sei es mit Musik, gutem Essen oder anderen Dingen, die an den Urlaub erinnern.“

Sven joggt durch das LauterachtalSport ist für Sven Entspannung, Leidenschaft, Hobby und Beruf. Denn mit seiner Agentur Wechselszene veranstaltete er Sport-Events. Foto: Oberpfalz Marketing

Eine Region mit Potential

Das Potenzial der Region sei riesig, so der Ausdauersportler und ehemalige Triathlet Sven. Im Rest Deutschlands sei dies aber noch wenig bekannt: „Ich erlebe das immer wieder, wenn Freunde oder Geschäftspartner zu Besuch kommen. Die sind erstmal baff und anschließend begeistert von der Schönheit und dem Feeling hier.“ Dieses Feeling oder auch „der Spirit“ der Region basiere für Sven auf zwei Säulen, die er in alle Bereiche seines Lebens zu integrieren versucht: Genuss und Bewegung. „Das macht die Region für mich aus. Ich kann hier aktiv sein, fast jeden Sport perfekt ausüben, toll wandern oder biken, bei Festen Gas geben, mit anderen Querdenkern verrückte Ideen spinnen und umsetzen, aber auch innehalten, durchatmen, abschalten und verdammt gutes Essen aus der Region genießen.“

Genau dieses Lebenskonzept will Sven nun beruflich in der Region umsetzen: und zwar mit GERN.bike – Genuss, Erlebnis, Ruhe, Natur. „Der GERN.bike im Naturpark Hirschwald und Birgland ist ein einzigartiges Event, bei dem es um Freude an der Bewegung, Genuss und gemeinsames Erleben in wunderschöner Umgebung geht“, erläutert der Veranstalter. Verschiedene Strecken führen Radler durch die Natur vorbei an Sehenswürdigkeiten. Das Ziel ist jeweils eine Genussstation wie etwa ein traditionelles Gasthaus, Direktvermarkter oder kleine Brauereien der Region. „Dabei legen wir besonderen Wert auf Nachhaltigkeit“, erläutert Sven das Konzept.

So Corona will, wird das erste GERN.Event laut Sven bereits im Herbst kommenden Jahres mit einer Sport- und Freizeitmesse im Amberger ACC starten. „In der Oberpfalz kann man nicht, man muss einfach genießen“, sagt Sven und schenkt beiden noch einen Schluck Primitivo nach, während Bine die Kerze anzündet und auf den Siebenschläfer wartet. Denn der schaut jeden Abend vorbei.

Zum Glück (zurück)

Sportler, Geschäftsmann und Haussanierer Sven Hindl ist Teil des Projekts „Zum Glück (zurück)“. In dieser 18-teiligen Serie stellen wir Oberpfälzer vor, die ganz bewusst nach einem Blick über den Tellerrand und einer Zeit außerhalb der Region zurückgekehrt sind.

Gefördert durch Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

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Als Kind der 80er konsumierte das damalige Army Brat so ziemlich alles, was die Kinoleinwände zwischen der good ol’ Oberpfalz und Fort Knox so hergaben. LADY OSCAR, und DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER stellten die Weichen für ihr Berufsleben: Nach einem Volo frönte sie den Film- & Literaturwissenschaften in Berlin und arbeitete für verschiedene Medien.