Dieses Kochbuch ist so was von „GUAD & GNOU“
Konzept und Produktionsweise der erfahrenen Foodfotograf:innen Antonia und Alexander Feig ist schnell erklärt: Sie reisten durch die Region, plauderten auf ihrer Tour mit Oberpfälzer:innen über ihre Leibspeisen und fotografierten regionaltypische Architektur sowie die Landschaft, durch die sie während ihrer Recherchearbeit fuhren. Das Porzellan im Buch haben sie auch gleich selbst entworfen und in der Waldsassener Glashütte Lamberts haben sie eigens Glasobjekte angefertigt. Dieser Mix aus Food-Stills, Architekturfotografie und Bildreportage hat Fotodesign Feig schon einmal Erfgolg beschert: 2019 wird ihr Fotoband Mallorca mit dem Deutschen Fotobuchpreis in Gold ausgezeichnet.
„Super ist das. Schade für jeden, der es nicht zuhause hat“, sagt Kabarettistin Eva Karl Faltermeier über GUAD & GNOU. Die muss es wissen, immerhin hat sie das Vorwort geschrieben. „Dieses Buch, diese Rezepte, dieser Blick auf Landschaft, Menschen und Kulinarik ist dermaßen gelungen und feinfühlig, dass ich fast gerührt war beim Lesen und Mitgestalten. Nicht nur, weil ich beim Fotoshooting das Hochzeitskleid bzw. die Sonntagstracht meiner Urgroßmutter, einer Oberpfälzer Köchin und Schauspielerin, tragen durfte. Nein, auch, weil in diesem Buch für mich meine Heimat das erfährt, was sie verdient hat: Eine Wertschätzung. Und Liebe.“
Wir waren ebenfalls begeistert und haben deswegen mit Antonia und Alexander Feig gesprochen: über seltsame Dialektwörter, Küchenphilosophie und natürlich die hiesige Esskultur.
Warum braucht die Region ein Kochbuch?
Die Oberpfalz hat kulinarisch viel zu bieten. Auf den ersten Blick erscheint diese Art zu kochen als nichts Besonderes, aber oft ist das Einfache das Beste. Wir haben uns gefragt, warum gibt es noch kein Kochbuch mit zeitgemäßen Foodfotos, das die Oberpfälzer Küche in ihrer schlichten Komplexität abbildet. Die Tradition ehren aber auch lebendig halten, das ist was wir erreichen möchten.
Mundart ist ein großes Thema in GUAD & GNOU. Wie passt die zur Kochkultur?
Der Genuss der Oberpfälzer Küche ist untrennbar mit dem Dialekt verbunden. Für die Natives sowieso. Die Namen der Gerichte sind zauberhaft bis kurios. Alle Sinne sind angesprochen, Mundart ist Hörgenuss, Kochen und Essen bedeutet zu schmecken, zu riechen und zu fühlen.
Dann fühlen sich Gurglmoarterer wahrscheinlich nicht sonderlich gut an …
Dabei handelt es sich um den Kartoffelschmarrn oder Zwirl. Manche nennen ihn auch Bröislboard und Holskraala. Und ja, all diese Begriffe beschreiben Empfindungen, die beim Verzehr erlebbar sein können. Wenn die Kartoffelbrösel mit zu wenig Fett zubereitet werden, ist das Gericht so trocken, dass das Schlucken zu einem Martyrium werden kann.
Namen wie diese können Nicht-Oberpfälzer ziemlich verwirren, oder?
Das stimmt. Bei uns (Antonia) gab es zum Sonntagsbraten immer „Spoozn“. Als meine Cousine Hildburg einmal zu Besuch war und das hörte, wurde sie kreidebleich. Statt dampfender Kartoffelknödel hat sie wohl mit gebratenen Vögeln, den Spatzen, gerechnet.
Spiegelt Esskultur regionale Identität?
Die Oberpfalz war einst eine arme Region. Das Leben war hart. Ja, vielleicht … aber es hat doch gereicht. Es war „gnou“ zum Überleben. So entstand unser Titel GUAD & GNOU – aus dem Einfachen in Fülle schöpfen. Die regionale Identität bedeutet deshalb für uns im Hinblick auf die Oberpfalz und ihre Kochkultur: Grundnahrungsmittel als Hauptzutaten, viel Gemüse und Tierisches gibt es nur zu Sonn- und Feiertagen. Sorgsam mit dem umgehen was man hat, nichts verschwenden und das richtige Maß finden.
Ist die Oberpfälzer Küche etwa trendig und hip?
Ja. Zurück in die Zukunft. So wie unsere Urgroßeltern Hauswirtschaft betrieben haben, ist es jetzt wieder Lifestyle oder auch Notwendigkeit. „Vo di Oarma moußt as Kocha lerna und vo di Reichn as Spoarn!“ Was früher aus Sparsamkeit gemacht wurde nennt man heute Zero-Waste-Küche, Restlessen nennt sich Left-Over-Cooking, eine Schlachtschlüssel wird zum Trend From-Nose-to-Tail.
Wieso finden die besten Partys immer in der Küche statt?
Die Küche ist ein Ort der Gerüche, der Aromen, des Feuers und manchmal auch ein Ort von kreativem Chaos. Die Kuchl, da Ofa – der Herd, an Haffa Depf und Gschirr – Berge von Töpfen und Geschirr, da gibt es selten Langeweile, ein Platz wo es heiß her geht, wo sich was dreht, das ist einfach Partyzone pur!
Bavarian Prints
GUAD & GNOU ist bei Bavarian Prints erschienen, einer Marke von Frischmann Druck und Medien GmbH. Der Fokus des Verlags liegt auf nachhaltigen Printprodukten herstellen und der „Leidenschaft für schöne Druckerzeugnisse“, heißt es auf der Website. Hier bestellst Du das Buch ->
Als Kind der 80er konsumierte das damalige Army Brat so ziemlich alles, was die Kinoleinwände zwischen der good ol’ Oberpfalz und Fort Knox so hergaben. LADY OSCAR, und DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER stellten die Weichen für ihr Berufsleben: Nach einem Volo frönte sie den Film- & Literaturwissenschaften in Berlin und arbeitete für verschiedene Medien.