Burg Falkenberg: Nominiert für gelebte Demokratie
Foto: Thomas Kujat
Wer durch die schweren Holztüren der Burg Falkenberg tritt, spürt die Atmosphäre von Jahrhunderten – und den Geist eines Mannes, der für seine Überzeugungen sein Leben ließ. Graf Friedrich Werner von der Schulenburg, einst Botschafter in Moskau, war Teil des Widerstands gegen Hitler. 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Heute erzählen Ehrenamtliche auf der Burg seine Geschichte – und setzen damit ein Zeichen für Demokratie, Zivilcourage und Erinnerungskultur. Der Verein Forum Falkenberg-Freunde der Burg e. V. wurde für sein Engagement mit einer Nominierung für den Deutschen Engagementpreis gewürdigt.
Ein Glücksfall für Falkenberg
Dass die Burg überhaupt noch steht, ist Graf Schulenburg zu verdanken. Als er 1929 die verfallene Ruine entdeckte, war sie dem Einsturz nahe. Der Diplomat und spätere Botschafter ließ die Anlage ab 1936 denkmalgerecht wiederaufbauen, gemeinsam mit dem Regensburger Architekten Franz Günthner und zahlreichen Handwerkern aus der Region.
Bis 1941 war die Burg bewohnbar – ein Ort, an dem Schulenburg zur Ruhe kommen wollte. Doch der Krieg und seine Haltung gegen das NS-Regime machten diesen Traum zunichte. Nach seiner Verhaftung beschlagnahmte die Gestapo die Burg, seine Lebensgefährtin musste sie verlassen.
Nach 1949 wurde sie von einem Neffen des Grafen bewohnt. Im Jahr 2008 kaufte schließlich der Markt Falkenberg die Anlage von den Erben – ein symbolischer Schritt: Aus einem privaten Rückzugsort wurde ein öffentlicher Erinnerungsort.
Foto: Thomas Kujat
Seit der Verpachtung an das Forum Falkenberg-Freunde der Burg e. V. wird die Anlage durch Ehrenamtliche betreut. Sie führen Besucher:innen durch die Ausstellung, die das Leben Schulenburgs und den Wiederaufbau der Burg erzählt – und dabei Fragen nach Verantwortung, Menschlichkeit und Haltung in schwierigen Zeiten aufwirft.
„Uns ist wichtig, das Leben in einer funktionierenden Demokratie bewusst zu machen“, sagt Vereinsvorsitzender Hermann Weiß. Alle Führungen sind kostenfrei, Spenden fließen vollständig in den Erhalt der Burg.
Das Projekt wurde bereits mit dem 1. Platz beim Wettbewerb „Demokratie (er-)leben“ der Versicherungskammer Stiftung ausgezeichnet – nun geht es um die bundesweite Anerkennung.
Uns ist wichtig, das Leben in einer funktionierenden Demokratie bewusst zu machen.“Vereinsvorsitzender Hermann Weiß
Die Ausstellung verbindet historische Tiefe mit persönlicher Nähe. Alte Fotografien, Dokumente und Hörstationen lassen Schulenburgs Lebensweg lebendig werden. Besonders eindrucksvoll ist das Sprechspiel, bei dem der Graf selbst „zu Wort“ kommt – eine kreative Form der Geschichtsvermittlung, die auch jüngere Besucher:innen erreicht.
Die Burg ist barrierefrei ausgebaut, ein Aufzug verbindet alle Ebenen. So können auch Menschen mit Handicap die Ausstellung ohne Einschränkungen erleben. Jährlich besuchen Tausende Gäste die Burg, darunter viele Schulklassen, die sich hier mit Demokratie und Verantwortung auseinandersetzen.
Erinnerung lebt vom Mitmachen
Jedes Jahr am 10. November, dem Todestag Schulenburgs, organisiert der Verein eine öffentliche Gedenkveranstaltung – mit Vorträgen, Musik und Diskussionen. Zum 80. Todestag 2024 erschien eine begleitende Gedenkschrift, ergänzt durch eine Podiumsdiskussion mit Expert:innen.
Bis zum 26. Oktober kann nun online für das Projekt abgestimmt werden. Eine Stimme, die nicht nur dem Verein gilt, sondern auch einem besonderen Stück Oberpfälzer Haltung: Geschichtsbewusstsein, Engagement und das Bewahren demokratischer Werte.
Die Oberpfalz ist der ideale Ort zum Leben und Arbeiten. Das zu kommunizieren und den Rest der Welt für die Region zu begeistern, ist die Aufgabe des Oberpfalz Marketings. Challenge accepted.